Initiative für
Wissenschaftliche Medizin

Stellungnahme der Österreichischen Ärztekammer

 

Die offizielle Stellungnahme der Österreichischen Ärztekammer als PDF-Datei

 

Die ÖÄK anerkennt – wie wir nun wissen – keine alternativmedizinischen Behandlungsmethoden und stuft sie als "unwissenschaftlich" ein.

Das ist vernünftig und erfreulich. Wir nehmen an, dass auch die ÖÄK “  logischerweise mit „unwissenschaftlich“ „ohne nachweisbare positive Wirkung“ versteht.

 

Doch gleich im nächsten Satz wird relativiert und erklärt, man biete interessierten Ärzten eine fundierte Ausbildung in Komplementärmedizin an.  Die Ärztekammer  stellt in ihrem Schreiben leider nicht klar, was sie unter den Begriffen „Alternativmedizin“ und „Komplementärmedizin“  versteht. Viele der Methoden, die von der Ärztekammer als „Komplementärmedizin“ angeboten werden, definieren sich in der Realität allerdings selbst als gleichwertige Alternativen zur nachweislich wirksamen Medizin. Wir nehmen daher an, dass die Ärztekammer mit „Alternativmedizin“ und „Komplementärmedizin“ dasselbe meint.

 

Für die Ärztekammer stehen „ärztliche Wissenschaft“ und „ärztliche Erfahrung“ offensichtlich auf einer Stufe. Dass einer „ärztlichen Erfahrung“, die in Widerspruch zur „ärztlichen Wissenschaft“ steht, derselbe Stellenwert eingeräumt werden soll wie „ärztlicher Wissenschaft“, erscheint uns absurd und unverständlich. Wir sind der Meinung, dass Erfahrung heute höchstens dort einen Platz hat, wo es kein medizinisch-wissenschaftliches Wissen gibt. Man kann nicht hinter einmal gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse zurücktreten. Ein Blick in die Medizingeschichte zeigt uns, wie die gute „Erfahrung“ z.B. mit dem Aderlass über Jahrtausende Patienten geschadet hat. Leider hüllt sich auch das Ärztegesetz in Schweigen darüber, was konkret mit der „medizinischen Erfahrung“ gemeint sein soll.

 

Die organisatorischen und administrativen Anforderungen und Richtlinien bei Fortbildung und Diplomvergabe werden in der Stellungnahme der Ärztekammer genau ausgeführt und wir vertrauen darauf, dass die Ärztekammer diese befolgt. Auf den Widerspruch zwischen den Forderungen nach Wissenschaftlichkeit, die die Arztakademie an die von ihr organisierte Fortbildung stellt und den Inhalten von Fortbildungen in Methoden ohne wissenschaftlichen Wirkungsnachweis haben wir schon zu Beginn unserer Initiative hingewiesen. Eine Auflösung dieses Widerspruchs sehen wir leider auch in dieser Stellungnahme nicht.

 

Die Ärztekammer weist weiters  auch darauf hin, dass „Patienten darauf vertrauen können, dass sich der komplementärmedizinisch behandelnde Arzt im Rahmen eines strukturierten Programmes mit der Materie auseinandergesetzt hat“. Wir sind der Meinung, dass ein „strukturiertes Programm“ nichts an der Sinnhaftigkeit des Inhalts ändern kann. Nach dem Prinzip GIGO (garbage in garbage out) bleibt Unsinn auch dann Unsinn, wenn er mit einem Diplom geschmückt wird.

 

Unsere Diskussion mit der Österreichischen Ärztekammer sehen wir damit als abgeschlossen an, wenn auch mit unbefriedigendem Ergebnis.

 

Wir hoffen, dass alle Unterstützer unserer Initiative und Besucher unserer Website aus den Reaktionen der Österreichischen Ärztekammer gelernt haben, dass

  • für die Österreichische Ärztekammer Ergebnisse der modernen medizinischen Wissenschaft und subjektive „Erfahrung“  gleichwertige Quellen medizinischer Erkenntnis sind.

  • die Ärztekammer keine eindeutige Position gegen  Pseudomedizinverfahren einnehmen will.

  • die Ärztekammer auf dem Standpunkt steht, dass ein Stempel auf einem geduldigen Stück Papier ausreicht, um Patienten eine Pseudotherapie als wirksam anzubieten.

  • die Ärztekammer kein medizinethisches Problem darin sieht, Patienten nicht korrekt über die Unwirksamkeit eines Verfahrens zu informieren, für das sie eine beträchtliche Zuzahlung leisten müssen.