Wo die Verzweiflung von Patienten groß ist, ist die Pseudomedizin nicht weit - die Arztakademie spielt mit
Die Myalgische Enzephalomyelitis/das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine Erkrankung, deren Pathophysiologie bis jetzt unklar ist und für die es keinen diagnostischen Biomarker gibt. Eine effiziente, evidenzbasierte Therapie gibt es ebensowenig. Daher gibt es eine große Zahl von verzweifelten Patienten, die auf Hilfe hoffen. Das ist der optimale Nährboden für Pseudomedizin. Dass man diese pseudomedizinischen Angebote nicht verhindern kann, ist klar.
Dass aber die Arztakademie der Ärztekammer für eine Fortbildung, in der Pseudomedizin bei ME/CFS als effiziente Behandlung propagiert wird, DFP-Punkte verschenkt, verschlägt einem doch die Sprache.
Am 6.10.2025 wurde eine „Diplom“fortbildung „Homeopathic Therapy of ME/CFS (Myalgic Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome)“ von der Arztakademie mit 3 medizinischen(!) DFP-Punkten beschenkt. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen. Es gibt eine Erkrankung, deren effiziente Behandlung für die konventionelle Medizin derzeit unklar ist. Eine Pseudomedizinmethode aus der vorwissenschaftlichen Ära der Medizin, deren Wirkung nicht über Placebowirkung hinausgeht, wird von der Arztakademie offensichtlich als ernstzunehmende Medizin betrachtet. Sie vergibt für diese Fortbildung 3 medizinische Fortbildungspunkte. Vortragende war die niederländische Homöopathin Dr. Reesi Moonen, die u.a. auch Ganzheitliche Sterbebegleitung mit Homöopathie anbietet. Der im dfpkalender angegebene Link zum Programm funktioniert ausserdem nicht.
Fazit: Verzweifelte ME/CFS-Patienten werden unter Hinweis auf die Adelung durch die Arztakademie mit Placebos behandelt werden und für das zeitaufwändige Gespräch davor teuer bezahlen. An dieser Irreführung der Patienten sollte sich die Arztakademie nicht beteiligen.
