Initiative für
Wissenschaftliche Medizin

Um 19900€ zum „Master of Science“ in wissenschaftlich unbewiesenen Heilmethoden

Nicht nur die Donau-Uni Krems.....

Wir dachten schon, die Donau-Uni in Krems wäre in Österreich die teuerste und einzige, die einen Titel „Master of Science“ nach einem Lehrgang in etwas vergibt, das mit medizinischer Wissenschaft im modernen Sinn kaum etwas zu tun hat.

Nun wurden wir von Univ. Prof. Dr. Julius Neumark darauf hingewiesen, dass es in Österreich auch noch eine andere  Einrichtung gibt, die einen Titel „Master of Science“ vergibt, wenn man einen Kurs besucht, dessen Inhalt mit moderner medizinischer Wissenschaft wenig zu tun hat. Da diese Einrichtung noch renommierter ist als die Donau-Uni Krems, darf dieser Lehrgang und Titel auch etwas mehr, nämlich 19900€ kosten. Was die Sache noch interessanter macht, ist die Tatsache, dass Autoren derselben Einrichtung diesen medizinischen Methoden in einer Publikation unlängst wenig wissenschaftliche Basis zuerkennen konnten.

Sie haben es wahrscheinlich inzwischen erkannt, um welche Einrichtung und welchen Kurs es sich handelt. Es handelt sich um einen Kurs in TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) an der Medizinischen Universität Wien. Der Pharmakologe Harald Sitte an derselben Universität hat unlängst gemeinsam mit Studierenden eine höchst kritische Einschätzung der TCM publiziert.

Dort u.a.

Thereby, several writing patterns frequently found in TCM publications were determined. These patterns mostly resemble argumentative tools used to substantiate statements in an arguably nonscientific way, thus violating the rules of The European Code of Conduct for Research Integrity, published in 2011 by the European Science Foundation.

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Many of the aforementioned TCM publications ignore these common scientific conventions that are based on GCP and GSP guidelines. Therefore, they constitute a source for misinformation regarding complex research topics, such as the evaluation of traditional herbal therapies. Moreover, fallacies and unconventional argumentation patterns will continue to undermine the development of more credible, valuable research. An example for underdeveloped research standards is publications attempting to prove the existence of Qi and the meridians.

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Taking publications in these different fields of meridian research into consideration, no scientifically viable explanation for the existence of meridians in a non-philosophical context has been established. Moreover, many studies lack methodological quality and are prone to reporting bias [31–33, 35–37, 39].

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Additionally, out of 51 Cochrane reviews on CHM (Chinese Herbal Medicine), none were able to provide high-quality evidence necessary for the implementation of CHM therapies in a modern clinical environment [92].

Usw. usw. siehe im Original.

 

Die Medizinische Universität Wien hat nun endlich die Homöopathiewerbeveranstaltung im Medizinstudium abgestellt und dafür gesorgt, dass sich Studierende kritisch mit Pseudomedizinmethoden auseinandersetzen können. Andererseits verkauft dieselbe Medizinische Universität Wien einen Lehrgang um ca. 20.000 €, in dem ein Unterricht in einem mit moderner wissenschaftlicher Medizin kaum vereinbaren Medizinsystem mit dem Titel Master of Science behübscht werden soll.

Wie es Prof. Dr. Neumark treffend formuliert: "Hier weiß vermutlich die rechte Hand nicht, was die linke noch immer macht".

Was uns am Rande verwundert - warum bemühen Lehrgänge, die mit moderner medizinischer Wissenschaft wenig bis gar nichts am Hut haben, das Wort „Wissenschaft“ in den von ihnen vergebenen Titeln?

Wir können nur raten und vermuten, dass dieses Wort in den Ohren und Augen von nicht ausreichend informierten Patienten Wissenschaftlichkeit der beworbenen Verfahren vorgaukeln soll. Ein Titel „Master of Science“, vergeben von einer renommierten „Universität XYZ“, führt wahrscheinlich zum bereitwilligeren Öffnen der Brieftaschen der Patienten.

Wir sind der Meinung, dass die Medizinische Universität Wien nicht auf halbem Weg stehen bleiben sollte, sondern unwissenschaftliche Medizinverfahren überhaupt nicht unterrichten sollte – egal ob Studierende der Medizin oder Graduierte. Nichts spricht dagegen, derartige Medizinverfahren unter Berücksichtigung moderner akzeptierter Regeln wissenschaftlich zu beforschen und in die Medizin zu übernehmen, sollten sie sich nach modernen medizinisch-wissenschaftlichen Kriterien als wirksam erweisen.

Ein Statement der EASAC und FEAM (European Academies’ Science Advisory Council and Federation of European Academies of Medicine) nach der Aufnahme eines Kapitels über TCM in den ICD-11 (International Classification of Diseases)