Initiative für
Wissenschaftliche Medizin

6.4.2015 Antwort der Initiative an ÖÄK Präsident Dr. Wechselberger

Brief vom 6.4.2015

Dr.Theodor Much                           DDr. Viktor Weisshäupl


An
Dr. Arthur Wechselberger
Präsident der Österreichischen Ärztekammer
Weihburggasse 10-12
1010 Wien                                                                     Baden / Wien, am 6.4.2015


Per E-Mail an Präsident Dr. A. Wechselberger

Betrifft: Unsere Initiative für Wissenschaftliche Medizin

Sehr geehrter Kollege Wechselberger!

Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 25. März 2015.

Wir erlauben uns, Ihnen auf Ihr Schreiben Punkt für Punkt zu antwor­ten:

1. Die von Ihnen geforderte Kontaktaufnahme hat es längst gegeben – dazu zählt etwa die E-Mail von DDr. Weisshäupl vom 4.6.1014 an Sie, in dem er auf eine Veranstaltung der steirischen ÄK hinwies, bei der eine Homöopathie-„Behandlung“ für MS-Kranke beworben wurde. In Ihrer Antwortmail vom  9.6.2014 kündigten Sie an, der Sache nachzugehen, was aber offensichtlich nicht geschah.

In Ihrer Antwort auf mein Schreiben vom 18.6. 2014 schreiben Sie wort­wörtlich, „dass die ÖÄK keine alternativmedizinischen Behandlungsme­thoden wissenschaftlich anerkennt“. Gleichzeitig erwäh­nen Sie, „dass die ÖÄK Spezialdiplome in Homöopathie, Akupunk­tur, Anthroposophische Medizin, Kinesiologie, Chinesische Diagnostik und Arzneitherapie, Diagnostik nach Dr. F.X. Mayr, Neuraltherapie, Ortho­molekulare Medizin etc. ausstellt.“ Wir müssen Sie auf diesen Wider­spruch aufmerksam machen, denn es sind irrationale Verfahren, für deren weithin behauptete Wirksamkeit die wissenschaftliche Bestäti­gung aussteht.

2. Sie schreiben, „dass auf unserer Homepage schwerwiegende Beschuldi­gungen erhoben werden.“ Uns ist nicht klar, was Sie damit ge­nau meinen. Alles was wir veröffentlichen, sind lediglich die längst bekann­ten Tatsachen, dass besonders Homöopathie, Kinesiologie, Anthro­posophie etc. scheinmedizinische Diagnose- und Therapieverfah­ren sind, die im Gegensatz zu allen Erkenntnissen der modernen Wissen­schaft stehen und deren Vertreter sich dadurch auszeichnen, dass sie Ergebnisse seriöser Studien nicht akzeptieren, die Ihrem (z. T. esoterischen) Weltbild widersprechen. Gerade zur Homöopathie gibt es weltweit unzählige, ganz eindeutige Studien, die zeigen, dass es sich hier lediglich um Placebomedizin handelt.

Dass Homöopathie ein Konglomerat aus irrationalen Dogmen, Esoterik, mittelalterlichen Ansichten und magischen Praktiken darstellt, bzw. we­der „ganzheitlich“, „naturverbunden“, „sanft“ oder stets „ungefährlich“ ist, kann ebenfalls leicht bewiesen werden.

Quellen:

Much: „Der große Bluff: Irrwege und Lügen der Alternativmedizin“, Sei­ten 144 bis 147, Goldegg Verlag 2014;

Ernst/Pittler/Wider: The Desktop Guide to Complementary and Alterna­tive Medicine. An evidence-based approach, Seite 326, Mosby Elsevier, 2006

Australisches Statement des National Health and Medical Research Coun­cil zur Homöopathie vom März 2015 - https://www.nhmrc.gov.au/_files_nhmrc/publications/attachments/cam02_nhmrc_statement_homeopathy.pdf  und https://www.nhmrc.gov.au/health-topics/complementary-medi­cines/homeopathy-review

(Nachträglicher Kommentar 6.1.2022 - diese Links existieren nicht mehr - siehe Ende des Dokuments)

Die Homöopathie hat auch in 200 Jahren ihres Bestehens nichts zum Fortschritt der Medizin beigetragen. Weit schlimmer noch führen die Praktiken der Anthroposophie, TCM und Kinesiologie mit unwissenschaftli­chen und unsinnigen Diagnoseverfahren Patienten mit weitreichenden, oftmals negativen Konsequenzen in die Irre.

3. Viele Anthroposophen und Homöopathen unterstützen Impfgegner­schaft, sodass in der Folge die Bereitschaft der Bevölkerung, wirksamen Impfschutz anzunehmen, bereits gefährlich gesunken ist. Es ist daher untragbar, dass die Ärztekammern derartige Scheinmedizin fördern.

4. Da nach Ihren eigenen Worten im Brief vom 18.6.2014 die ÖÄK keine alternativmedizinische Behandlungsmethoden anerkennt und lt. Kundma­chung der ÖÄK vom 30.6.2014 es Ärzten untersagt ist, unsachli­che, unwahre oder dem Ansehen der Ärzteschaft beeinträchti­gende Informationen (an Patienten) weiterzugeben (§1) - und unsach­lich ist eine medizinische Information, wenn sie wissenschaftlichen Erkennt­nissen widerspricht (§ 2) -, ist unsere Initiative ganz eindeutig im Sinne der ÖÄK. Es ist daher auch kein Zufall, dass sich bisher bereits über 320 Ärzte und 110 Wissenschafter unserer Initiative angeschlossen haben.

5. Wir fordern die Ärztekammer nicht auf Homöopathie und Co zu verbie­ten, doch wir erwarten von der ÖÄK, dass sie derartige scheinmedizi­nische Praktiken nicht noch durch Kurse aufwertet und die Pseudomedizin legitimiert.

6. Sie bieten uns nun einen „Dialog“ an. Uns ist dabei nicht klar, was so ein Dialog bringen soll. Einen Dialog zwischen wissenschaftlicher (etablier­ter, Evidenz basierter) Medizin und einer Glaubensmedizin, die im absoluten Gegensatz zu jeder Wissenschaftlichkeit steht, kann es nicht geben. Im Übrigen ist der Begriff „Schulmedizin“ unsinnig. „Schulmedi­zin“ ist ein Schimpfwort, das sich der Homöopath Franz Fischer vor rund 100 Jahren ausgedacht hat. Es gibt nur eine nachweis­lich wirksame Medizin (und dazu zählen auch komplementärmedizini­sche Verfahren wie Phythotherapie, Kältetherapie oder Physiothera­pie). Im Gegensatz dazu steht die Glaubensmedizin – allen voran die Ho­möopathie – mit ihren irrationalen Dogmen und einem geschlosse­nen Weltbild, das sich jeder Weiterentwicklung verschließt und keine Kritik verträgt!

Falls Sie ein persönliches Treffen mit den Organisatoren der Initiative wünschen, sind wir gerne bereit Sie jederzeit zu treffen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Theodor Much
much@initiative-wissenschaftliche-medizin.at

DDr. Viktor Weisshäupl
weisshaeupl@initiative-wissenschaftliche-medizin.at

www.initiative-wissenschaftliche-medizin.at
E-Mail: office@initiative-wissenschaftliche-medizin.at

 

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