Initiative für
Wissenschaftliche Medizin

25.4.2014 E-Mail Dr. Much an Dr. Wechselberger

Nach unserem Dialog in der Ärztekammer

Sehr geehrter Herr Präsident Dr. Wechselberger,

Danke für den freundlichen Empfang und die kollegiale Gesprächsatmosphäre.

Nach Überdenken Ihrer Argumente möchte ich Ihnen auf einige von ihnen ganz kurz antworten.

Es freut mich, dass Sie sich als 100-igen „Schulmediziner“ verstehen und herzlich wenig von der Scheinmedizin halten. Ich bin auch Ihrer Meinung, dass diese Art der Medizin eine Placebomedizin ist und, dass Wissenschaft nicht alles sein kann. Bis dahin sind wir beide einer Meinung.

Doch es gibt auch einige gravierende Auffassungsunterschiede. Damit meine ich folgendes:

1. Sie verstehen unter „Komplementärmedizin" all die Methoden, die wir (beide) kritisieren und für unwissenschaftlich halten. Ich hingegen verstehe unter Komplementärmedizin eine (beweisbar) unterstützende Therapie zur etablierten Medizin. Daher zähle ich die Phytotherapie, Kältetherapie, wie auch die Physiotherapie (die ja fast immer in Kombination mit anderen „schulmedizinischen“ Methoden angewendet wird) zur seriösen und etablierten Medizin. Esoterische und sonst absurde Diagnose- und Therapieverfahren – wie etwa Homöopathie, Anthroposophie, Kinesiolgie, Bioresonanz etc – sind weder „Alternativmedizin“ (Alternative zu was?) noch eine unterstützende Therapie. Sie sind schlicht und einfach Hokuspokus oder Glaubensmedizin. Auch der Begriff von „Integrativer Medizin“ ist unsinnig, weil man nicht Voodoo-Medizin mit seriöser Medizin vermischen darf.

2. Ihr Argument, "dass die ÖÄK Kurse in Scheinmedizin anbieten muss, um nicht diese Sorte von Medizin Nichtmedizinern zu überlassen" hat eine grosse Schwäche. Damit meine ich, dass Kollegen, die die Scheinmedizin anbieten wollen, genügend Möglichkeiten ausserhalb der ÖÄK haben, all dies zu erlernen. Natürlich können Sie dazu sagen: „Wir bieten aber eine qualitativ hochwertige Ausbildung an“, dann muss ich dazu sagen: Was bedeutet „hochwertig" bei medizinischen Unsinnsverfahren? Wie kann eine Ausbildung in z. B. Kinesiologie „hochwertig“ sein, wenn die Methode genau genommen verboten gehört!

 3. Ich bin auch der Meinung, dass die ÖÄK die Pflicht hätte sich vor solch einem groben Unfug klar zu distanzieren bzw. die Öffentlichkeit vor derartigen „Therapien“ zu warnen. Da auch Sie die Scheinmedizin nicht schätzen (und die überwiegende Mehrheit unserer Kollegen auch so denkt), besteht kein Grund, hier nicht klar Stellung zu beziehen.

In der Sache selbst sind wir einander leider nicht näher gekommen, wir haben auch nichts Anderes erwartet. Doch vielleicht haben wir zu einem Umdenkprozess innerhalb der ÖÄK ein wenig beigetragen. Bezüglich unseres weiteren Vorgehens werden wir Sie bald informieren.

 Im Übrigen möchte ich Sie bitten sich folgende Webseiten von div. Kollegen anzusehen:

 Webseite von Dr. Norbert Maurer, Wien 13: www.hahnemann.at/index.html

www.drwojtowicz.com

http://www.ambulatorium.com/php/therapien,91.html

So viel an pseudotherapeutischen Schwachsinn ist unerträglich. Bitte um eine Stellungnahme, wieso die ÖÄK zu all dem schweigt?

Mit freundlichen Grüssen

Theodor Much