Initiative für
Wissenschaftliche Medizin

In Deutschland in erster Instanz als Betrug verurteilt - in Österreich als medizinische Methode von Ärzt:innen praktiziert

Manchmal findet es sich, dass Kollegen sich die Mühe machen, mit einer einfachen Versuchsanordnung eine Scheinmedizinmethode elegant ad absurdum zu führen. Und manchmal trifft es sich dann, dass ein Gericht diese Ergebnisse in seine Rechtssprechung einfließen läßt.

Der Reihe nach:

Bioresonanz ist eine pseudomedizinische Methode der medizinischen Diagnostik und Therapie. Die Kritik an der Bioresonanzdiagnostik und -therapie existiert seit Jahrzehnten. Die Bioresonanz ist sowohl wegen der Gefahr von Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen als auch wegen der hohen Kosten dieser Pseudotherapie abzulehnen. Das Verfahren ist so weit entfernt von der medizinischen Wissenschaft, dass nicht einmal die österreichische Ärztekammer dafür ein Spezialdiplom anbietet. Die Bioresonanz wird sogar in der Verordnung der Spezialisierungen (p. 69) der Ärztekammern explizit bei der Spezialisierung Allergologie als ungeeignet erklärt.

Elegante Studie zur Bioresonanzdiagnostik

Die beiden Mediziner Walter Dorsch und Andreas Kolt haben mit „report münchen“ vom Bayrischen Rundfunk 2018 eine einfache, aber sehr überzeugende Studie über die Aussagekraft der Ergebnisse der Bioresonanzdiagnostik durchgeführt. Zwei moderne Bioresonanzgeräte wurden untersucht.  Neun  freiwillige gesunde Personen, zwei  männliche  kranke Patienten,  eine  Leiche,  jeweils frischer Leberkäse (Fleischbrät) und ein feuchtes Tuch waren die Untersuchungsobjekte. Es wurden Messungen nach den Angaben der Hersteller durchgeführt.

Nicht überraschend die Ergebnisse:

Zitat aus dem Abstract:

Ergebnisse: Bestehende Diagnosen schwer erkrankter Patienten wurden nicht erkannt, der Leiche  beste Gesundheit neben einer Fülle potenzieller Gesundheitsrisiken attestiert, ebenso wie allen Probanden. Messungen an frischem Leberkäse sowie an einem feuchten  Tuch  unter  verschiedenen  Angaben  zu Alter,  Geschlecht,  Körpergröße,  Gewicht  und Namen führten zu unterschiedlichsten Befunden mit relativen Standardabweichungen bis über 200 %. Andererseits waren Ergebnisse, die unter gleichen Probanden-  beziehungsweise  Patientendaten  am feuchten Tuch und dem Fleischbrät gewonnen wurden,  nahezu identisch  mit  denen,  die  von  den Probanden beziehungsweise Patienten erzielt wurden.
Schlussfolgerung: Die Gerätschaften waren nicht imstande, die jeweiligen Testmaterialien zu unterscheiden. Es wird vermutet, dass die Überbrückung der  beiden  Pole  der Untersuchungssonde  durch schwach  leitende  Materialien  eine  Software  aktiviert,  die  gesundheitsrelevante  Befunde  erzeugt. Wir empfehlen als einfache Tests für die Validität von Bioresonanzergebnissen den Leberkäse- oder verwandte Tests.

Gericht in erster Instanz fällt Betrugsurteil

Die Aufsichtsbhörden in Baden-Württemberg schalteten nach den TV-Berichten die Staatsanwaltschaft ein. Im Oktober 2021 leitete die Staatsanwaltschaft Tübingen ein Ermittlungsverfahren wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Verstoßes gegen das Heilmittelwerbegesetz gegen 3 Mitarbeiter einer Firma ein, die ein Bioresonanzgerät herstellt.

Im Mai 2022 wurden erstinstanzlich die 2 Geschäftsführer der Firma zu 2 und 3 Jahren Gefängnis und einer Strafe von 2,5 Millionen Euro und die ehemalige Vertriebsdirektorin zu 90 Tagsätzen verurteilt. Die Beklagten werden berufen.

So weit, so erfreulich.

Und wie ist das mit der Bioresonanz in Österreich?
Mittels einer kurzen Google-Suche findet man z.B. diese Ärztinnen, die in Österreich Bioresonanz anbieten. (Abgerufen am 2.8.2022)

Besonders "interessante" Zitate aus Bioresonanz-Arztwebseiten österreichischer Ärztinnen (Stand 2.8.2022)

Fazit: Dass Bioresonanz in den Praxen von deutschen Heilpraktikerinnen, österreichischen Energetikerinnen und ähnlichen Gewerbetreibenden angeboten wird, ist nicht überraschend. Da sollte man als Patientin eigentlich wissen, worauf man sich einlässt. Dass diese Methode aber von praktizierenden Ärztinnen in Österreich völlig unbehelligt von Ärztekammern und Gesundheitsministerium angeboten wird, zeigt, dass die hochgepriesene Therapiefreiheit in Wirklichkeit nur ein Freibrief für jeglichen Unsinn ist.