Initiative für
Wissenschaftliche Medizin

„Ganzheitliche“ und „Integrative“ Medizin – Alternative Fakten in der Medizin?

Auch in der Veterinärmedizin sind die Modewörter "ganzheitlich" und "integrativ" hochaktuell. „Ganzheitliche“ und „Integrative“ Medizin“ bedeutet, dass, meist zusätzlich zur medizinisch-wissenschaftlich begründeten Therapie, ein therapeutisches Nichts in die Behandlung „integriert“ wird. Erst dann ist die Therapie „ganzheitlich“.

Vetjournal 06/2019 p.16 Der Tag der Integrativen Methoden – Ein Erfolg!

Vetjournal 02/2019 p.38  Von Alternativ- und Komplementärmedizin zu Integrativer Medizin

Vetjournal 12/2018 – 01/2019 p.36 Ganzheitlich-Integrative Heilmethoden in der Tiermedizin

Vetjournal 10/2018 p.38 Die Integrativmedizin hat sich etabliert

Kritik an der Pseudomedizin ist in der Tierärztekammer klar unerwünscht. Im zuletzt angeführten Artikel:

…..Und dennoch müssen Integrativmediziner mit Gegenwind und Kritik, auch aus den eigenen Reihen, kämpfen. Begleitet von persönlichen Angriffen und Diffamierungen, ja sogar auch Drohungen (meist mittels sozialer Medien), werde versucht, die Veterinäre einzuschüchtern. Die Expertenrunde kam zum Schluss, dies nicht länger tatenlos hinzunehmen…… 

Einer uns persönlich bekannten Tierärztin, die die Homöopathie kritisierte, wurde allerdings z.B. ein Disziplinarverfahren angedroht, als Begründung, Homöopathiekritik  sei "unkollegial und rufschädigend" und verstoße daher gegen das Tierärztegesetz. Das klingt eher nach Drohung gegenüber Kritikern.

Konsultiert man das Tierärztegesetz (als PDF), findet man

§ 17.

(1) Dem Tierarzt ist im Zusammenhang mit der Ausübung seines tierärztlichen Berufes jede unsachliche, wahrheitswidrige oder irreführende Werbung verboten.

Ist die Behauptung, mittels Homöopathie, der die Wissenschaftsakademien Europas keine spezifische Wirkung über Placebowirkung hinaus zuerkennen,  schwere Erkrankungen heilen zu können, sachlich, wahrheitsgemäß und ehrlich?

§ 20.

(1) Der Tierarzt hat seinen Beruf gewissenhaft (§ 21) und fachlich eigenverantwortlich (§ 24) auszuüben.
(2) Er hat alles zu vermeiden, das geeignet ist, das Ansehen des Standes der Tierärzte herabzusetzen.

Fördert es das Ansehen des Standes der Tierärzte, wenn ihre Interessensvertretung Pseudomedizin, für deren spezifische Wirkung medizinisch-wissenschaftliche Beweise fehlen, bewirbt, unterstützt und fordert?

(3) Der Tierarzt ist verpflichtet, sich beruflich fortzubilden und sich mit dem letzten Stand der Veterinärmedizin vertraut zu machen.

Genügt das Pseudomedizinverfahren Homöopathie, das im Curriculum der Veterinärmedizinischen Universität nicht aufscheint, dem  Anspruch, dem letzten Stand der Veterinärmedizin zu entsprechen?

Im Jänner 2019 versandte die Tierärztekammer einen Newsletter an ihre Mitglieder mit dem Titel „Integrative Tiermedizin: eine ernst zu nehmende Disziplin“ und bezeichnet Homöopathie, Akupunktur, Neuraltherapie, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Chiropraktik, Phytotherapie und Osteopathie als

„Methoden, welche auf anderen Modellen der Entstehung von Krankheiten und deren Behandlung basieren als jene der Schulmedizin“

„Die ÖTK bekennt sich zu bzw. fordert ein:
1.     Einsatz der integrativen Veterinärmedizin als Ergänzung zur breiten Basis der Schulmedizin.
2.     Verankerung des Fachgebiets „Integrative Medizin bzw. Komplementärmedizin“ in der akademischen Ausbildung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
3.     Postgraduale Fort- und Weiterbildungsoffensive, getragen durch etablierte Vereine und Organisationen.
4.     Förderung der aktiven Wissensvermittlung über die Integrativmedizin sowie Aufklärungsinitiative innerhalb der Tierärzteschaft.
5.     Medizinischer Wissenstransfer auf Augenhöhe mit anderen TierärztInnen.
6.     Respektvolle, akademisch geführte Diskussionskultur in tierärztlicher Hand.
7.     Unvoreingenommene interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Tierärzteschaft.
8.     Integrativmedizin muss in tierärztlicher Hand bleiben.
9.     Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Anwendung beim lebensmittelliefernden Tier.“

D.h. die Tierärztekammer bekennt sich offen zu „alternativen Fakten“ in den medizinischen Wissenschaften Physiologie, Pathologie etc. in der Medizin des 21. Jahrhunderts!

Im Gegensatz zur Unterstützung der Pseudomedizin durch die Tierärztekammer befinden sich wenigstens im aktuellen Studienplan der Veterinärmedizinischen Universität Wien keine Angebote an „alternativmedizinischen“ Fächern mehr (persönliche Mitteilung)

https://www.oegvh.at/positionspapier-der-oetk/ auf der Website der Veterinärhomöopathen mit einschlägigen Werbungen.
Stellungnahme der Tierärztekammer Integrativmedizin Folder
Positionen der Fachgruppe Integrativmedizin 

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