Initiative für
Wissenschaftliche Medizin

Ärztekammerdiplom „Begleitende Krebsbehandlungen“ mit viel Pseudomedizin

Man meint, schon alle pseudomedizinlastigen „Diplome“ der Österreichischen Ärztekammer zu kennen. Dann wird man von einem Unterstützer darauf hingewiesen, dass es etwas gibt, wo man sich wieder die Augen reibt, wenn man das Programm eines Kurses liest.

Wir wurden auf dieses Diplom „Begleitende Krebsbehandlungen“ und den diesbezüglichen Kurs  aufmerksam gemacht. Bei einer Krebsbehandlung verschiedene Maßnahmen einzusetzen, die nachweisbar helfen, dass die Behandlung für die Patientinnen möglichst nebenwirkungsarm und erfolgreich durchgeführt werden kann, ist sicher das Ziel jeder Berufsgruppe, die an der Behandlung von Krebspatienten beteiligt ist. Klingt ja gut und sinnvoll.

Dann liest man jedoch im Motto und beginnt, sich zu wundern, aber auch zu ärgern, weil der Titel des Diploms irreführend ist:

 

„Ärztliches Wissen verbunden mit der kompetenten Anwendung von alternativen Heilverfahren bilden den Schlüssel zur ganzheitlichen Behandlung von Patienten mit Krebserkrankungen.“

 

Wie bitte? Warum soll Krebspatientinnen die Anwendung von Pseudomedizin „nahegelegt“ werden? Warum wird die faktenferne Behauptung aufgestellt, erfolgreiche Krebsbehandlung sei nur unter Mitinanspruchnahme von Pseudomedizinverfahren und „ganzheitlich“ (was immer das auch bedeuten mag) zu erreichen.

Die erfolgreiche Behandlung von Krebserkrankungen ist multidisziplinär. Dieses Wort versprüht aber natürlich nicht die positive Aura, die das Wort „ganzheitlich“ in alternativmedizingläubigen Kreisen genießt. Multidisziplinäre Behandlung von Krebserkrankungen bedeutet das kompetente Zusammenwirken von Ärztinnen verschiedener Fachrichtungen, Diätologinnen, Psychologinnen, medizinisch technischen Expertinnen, Krankenpflegepersonal, Physiotherapeutinnen, Ergotherapeutinnen, Sportmedizinerinnen, privatem Umfeld u.a.

Das Wissen über diese nützlichen Maßnahmen ist es, was ein Allgemeinmediziner, der Krebskranke betreut, braucht, nicht Pseudomedizin, mit der den Patientinnen in dieser vulnerablen Situation leicht Geld aus der Tasche gezogen werden kann.

Im Programm eines für 2020 geplanten Lehrgangs  findet man an Pseudomedizinverfahren u.a. Misteltherapie, Enzymtherapie, Orthomolekulare Therapie, Homöopathie neben Themen, bei denen nicht ganz klar ist, was der Inhalt ist, und konventionellen seriösen Themen.

 

Der Titel des Diploms „Begleitende Krebsbehandlungen“ sollte, um der Wahrheit näherzukommen, eigentlich „Pseudomedizinverfahren für Schwerstkranke“ heissen. Wir halten es für unethisch, wenn die Ärztekammer für eine Schulung in Pseudomedizinanwendung bei Krebskranken ein Diplom mit beschönigendem Titel vergibt.